Historie

Aus der Presse

2023

Alle Genres in einer Show

Chor Querbeet singt sich bei seinem Konzert "Back Again" durch die Musikgeschichte                        Von Sonja Reichert

NIEDERNHALL  Schon beim ersten Lied, das der Chor Querbeet bei seinem Konzert in der Stadthalle Niedernhall anstimmt, springt der Funke auf das Publikum über. Denn los geht es mit dem Knaller-Song: "Hör auf deinen Bauch" von Sarah Connor. Zum Mitmachen animiert werden die Zuhörer durch temperamentvolle Körpersprache der Sänger, die mit ganzem Körper simultan in Bewegung sind. Es geht gleich weiter mit "Wer wenn nicht wir" von Wincen Weiss und "Steh auf " von den Toten Hosen. Mitklatschen und Mitsingen ist von jetzt an Programm.

Charmant Chorleiter Gottfried Stecker leitet seit 2001 den Chor Querbeet und seit 2005 den gemischten Chor. Von Klassik über Rock, Pop, Jazz bis zu Folklore, Schlager und selbstkomponierten Musicals geht das Repertoire. Besonderen Fokus legt Stecker auf ganzheitliche Stimmbildung. Lässig und leger ist sein Auftritt, temperamentvoll, präzise und immer motivierend sein Dirigat. Kongenial begleitet wird der Chor bei vielen Titeln von der Combo bestehend aus Julian Uziekalla am Klavier, Michael Breitschhopf an der Gitarre, Michael Rüdinger am Bass und Rafael Zeltner am Schlagzeug. Und sehr charmant kommentieren zwei Moderatorinnen aus dem Chor die Titel. So erfahren die Zuhörer, dass der Whitney-Houston-Hit "One moment in time" eines der ersten Stücke war, die Gottfried Stecker mit dem Chor Anfang der 2000er eingeübt hatte. Der Welthit wird auch hier zum vorläufigen Höhepunkt, der ganze Saal klatscht, jauchzt und kreischt. Plötzlich tauchen schwarz befrackte Sänger mit Zylindern auf, auch Gottfried Stecker steckt sein wildes Wallehaar unter einen schwarzen Deckel. Mit "Am Brunnen vor dem Tore" verneigen sich die Chormitglieder vor der 175-Jährigen Geschichte des Gesangvereins. Aus den 20er Jahren folgt "Mein kleiner grüner Kaktus" und aus den 60ern der Song "Lollipop", bei dem alle einen großen Papierlutscher im Takt vor sich her schwingen.

 

Kostümiert  In Windeseile haben sich die Sängerinnen und Sänger historische Kostüme übergezogen und überraschen mit zwei Liedern aus dem "Historical", das 2006 für das 650. Stadtjubiläum von Gottfried Stecker komponiert und von Regina Schmezer getextet wurde. Zuckend wie Untote, mit beinah beängstigender Mimik singen sie "Angekommen" und "Jedes Heute hat ein Gestern". Die Solisten Jasmin Dietz und Karl-Heinz Schirmer beeindrucken danach mit zwei Titeln aus dem Grusical" Die unstillbare Gier", welches der Chor 2019 aufgeführt hat.

Nach der Pause, die Sängerinnen und Sänger nun in legeren Jeans und Polohemden, folgen Poptitel wie "Africa" mit Bodypercussion, "Bohemian Rhapsody, "Rock you like a hurricane", genial interpretiert von Solosänger Rainer Bopp. Das Publikum verlangt nach mehr. "Thank you for the music" bringt die Zuhörer zum Kochen und "Stairway to heaven" bringt sie vollends aus der Fassung. Gottfried Stecker signalisiert schließlich mit gestrecktem Zeigefinger: Einer geht noch. Es ist "Der Mond ist aufgegangen": Wer jetzt nicht mitsingt und kapiert, dass einmal Schluss sein muss, ist selber schuld. Wie recht hat Michelle Pikart aus Niedernhall: "Dieser Chor zieht einen in seinen Bann. Gesang, Titelauswahl, alles große Klasse!"

 

2011

Clara sorgt drei Mal für volles Haus

Von Claudia Burkert- Ankenbrand

 

 

Niedernhall - Clara, das Wunderkind, die Konzertpianistin und Weltenbummlerin, der Superstar, die Ehefrau und Mutter, die Geliebte, die Ernährerin der Familie: Die Frau von Robert Schumann erfüllte viele Rollen. Sie werden mit dem Musical Clara lebendig. Doch nicht sie, sondern Robert Schumann steht zu Beginn im Rampenlicht.

Das Musical, das am Wochenende drei Mal in der ausverkauften Stadthalle auf die Bühne kommt, führt das Publikum zum tragischen Ende des Komponisten und Pianisten. Schwarz ist das Bühnenbild, wie bunte Irrlichter blitzen die Scheinwerfer um den Mann in der weißen Zwangsjacke. Er krümmt sich vor Schmerzen.

Eintauchen Die gekonnte Leistung lässt seine Qualen nachempfinden, denen der Tod nach zwei Jahren in der Nervenheilanstalt ein Ende bereitet. Der packende Einstieg in das Musical bereitet den Boden für die Lebensgeschichte von Clara. Doris Schellmann und Jürgen Kerl nehmen das Publikum bei der Premiere an die Hand und tauchen mit ihm ein in die Geschichte. Viktoria Nicklas hüpft als kleine Clara vergnügt über die Bühne. "Kinder sind Rätsel" heißt es in dem Chorsatz. Er beschreibt ausdrucksstark das Kind Clara, das anders ist als die andern. Die Fünfjährige spielt Klavier, spricht aber noch kein Wort. "Clara", das bedeutet "die Strahlende", "die Berühmte". Der Name wird für Vater Wieck (Roland Schifferdecker) zum Programm seiner Erziehung. Der Klavierlehrer ist kompromisslos, wenn es ums Üben geht. Die Mädchenhände liegen in Schlingen, die der Vater mittels eines Holzgestells führt. Schließlich will er sie zu einer Klaviervirtuosin ausbilden.

Hingabe Das Musical zeichnet in berührenden Szenen den Weg der jungen Clara zur gefeierten Pianistin. Das Publikum erlebt die Romanze zwischen Clara und Robert. Mareen Müller und Stefan Seidel singen das innige Duett "Warten auf Dich" mit Hingabe. Die Musik und die Darstellung spürt den Höhen und Tiefen ihres gemeinsamen Lebens nach. Nicht nur den herzlichen Empfang der Schumanns in Düsseldorf bringt der große Chor überzeugend auf die Bühne. Klar ist die Deklamation und differenziert die Dynamik der Chorsätze. Auch mit den überzeugenden Solisten kommt rüber, aus welchem Potential Chorleiter Gottfried Stecker schöpft.

Verpackt Das Musical ist rundum ein Eigenprodukt der Niedernhaller. Die Musik steht im Mittelpunkt. Ob Chorgesang oder Soli: Die Geschichte wird zwar in historischen Kostümen, jedoch mit überwiegend zeitgemäßer Musik erzählt. Einen Feierabend Rap gibt es von Walter Schneider als Fährmann. Der Money-Song erinnert an die Dreigroschenoper. Das kritische Lied bringt alle Sängerinnen und Sänger auf die Bühne und in Bewegung. Und zum Schluss singen alle: "Was uns gemeinsam bleibt, ist die Liebe zur Musik." Und es kommt ihnen wie ein Wunder vor: "Clara, du warst heute bei uns hier!" Tosender Applaus für die Gesamtleistung.

 

Die Sängerinnen und Sänger des gemischten Chors Gesangverein 1848 Niedernhall ließen hören, was in ihnen steckt.Foto: Claudia Burkert-Ankenbrand


Mit 160 immer noch jung

Von Claudia Burkert- Ankenbrand

Konzert in der katholischen Kirche 25.10.2008

 

Niedernhall - »Let's have a good time« - dieser Wunsch, den der Chor Querbeet so erfrischend rüberbringt, ist beim Konzert in der katholischen Kirche Programm. Schon das schlichte und einprägsame »Laudate omnes gentes« passt als Eröffnungschor perfekt.

»Das ist das Fest« lassen die Sängerinnen und Sänger beider Chöre musikalisch wissen. Leise, sanft, dann wieder kräftig aufbrausend und stets einfühlsam vom E-Piano begleitet, bietet der Chor Querbeet sein Programm.

»Glaubensverkündigung« ist ihm ein Anliegen. Nicht nur mit »In the presence of the Lord« vermitteln sie die christliche Botschaft fröhlich und freudig. Gottfried Stecker leitet das Konzert, das unverkennbar seine Handschrift trägt. Er fördert und fordert, was nicht zu überhören ist.

Unbefangen Die Einzelstimmen sind bei »Hymn« gefordert. »Bohemian Rhapsody« ist allein schon rhythmisch keine leichte Sangeskost. Hinzu kommen die hohen Lagen für den Sopran, die Querbeet locker nimmt. Der Chor überzeugt durch mentale Stärke, Selbstbewusstsein, Heiterkeit und unbefangene Freude. Eine Klasse für sich ist »Gabriella's Song« aus dem Film »Wie im Himmel«. Die wunderbar harmonierenden Duettstimmen sind ein Hörgenuss.

»160 Jahre alt und jung geblieben« - das kann dem gemischten Chor des Gesangvereins 1848 Niedernhall bescheinigt werden. Nach seinem Jubiläumskonzert im Frühjahr in der Stadthalle legen die Sängerinnen und Sänger mit dem Kirchenkonzert im Geburtstagsjahr noch eins oben drauf. »Wir wollten beim Gemeindefest etwas Besonderes bieten«, begründet Vorstand Roland Kühnle die konzertante Kooperation mit Querbeet, zumal beide Chöre von Gottfried Stecker geleitet werden. Die a cappella gesungenen Sätze des gemischten Chores beweisen, was in ihm steckt. Feinsinnig erklingt Schuberts »Im Abendrot«.

Klassisch Der gemischte Chor versteht sich auch auf neue geistliche Musik. Die Sätze haben Tiefgang und werden mit sauberem Klang und erfrischendem Engagement umgesetzt. Problemlos bewegt sich der gemischte Chor auf klassischem Boden. Rhythmisch gut abgestimmt weiß der große gemeinsame Chor dem Antrieb von Gottfried Stecker am E-Piano zu folgen. Geheimnisvoll und schwärmerisch angelegt , erfüllen die Chorsätze die Kirche. »Shalom«, erfährt die große Zuhörergemeinde, ist mehr als der Wunsch nach Frieden, sondern schließt auch Vertrauen und Mitmenschlichkeit mit ein.

Beim Friedenslied »Hewenu shalom alechem« stimmen alle mit ein. Den Segensgruß geben die Chöre den Konzertbesuchern mit auf den Weg. Er soll Begleiter sein bis zum Wiedersehen. Da können die Zuhörer nur stehend applaudieren und sich wünschen: Hoffentlich bald.

25.10.2008
Auf der Bühne wurden Klassiker der Popgeschichte mit genauso viel Leidenschaft gesungen wie Lieder aus bekannten Filmen.Foto: Annika Herbert

Chor blickt auf 160-jährige Geschichte zurück 23.04.2008

Von Annika Herbert


 

Niedernhall - Die Stadthalle in Niedernhall bebte vor Begeisterung. Der Samstag Abend war für viele Besucher ein absolutes Highlight. Der gemischte Chor des Gesangvereins Niedernhall feierte zusammen mit dem Chor Querbeet sein 160-jähriges Jubiläum. Die Stadthalle war mit 500 Zuschauern restlos ausverkauft. Unter dem Motto „Best of...Concert 2008“ stand der Abend, an dem die Lieblingslieder der Chöre aus den letzten Jahren zum Besten gegeben wurden.

Für jeden Geschmack und jedes Alter war etwas dabei. Von langsamen bis zu fetzigen Liedern. Alte sowie neue Songs, egal ob deutsch, englisch, bis hin zu Mundart. Nach einem etwas ruhigeren Auftakt ging es mit dem Lied „Life is life“ weiter. Durch schwungvolle Bewegungen wurde das Lied lebendig. Einige Lacher waren immer wieder im Publikum zu hören.

Filmsongs Lieder aus Sister Act, wie Holy Queen und zwei weitere Lieder aus dem bekannten Kinofilm „Wie im Himmel“ standen auch auf dem Programm. Der Applaus wurde im Laufe des Abends von Lied zu Lied lauter und immer mehr begeisterte Pfiffe kamen dazu. Eine Solokünstlerin aus Heilbronn namens Tency kam auf die Bühne. Die vielversprechende Ankündigung hielt, was sie versprach. Mit einer erstklassigen Soulstimme brachte sie den Saal bei dem Lied Holy Queen zum Kochen.

„Dass es so etwas im Hohenlohekreis gibt, ist einfach grandios. Von Anfang bis zum Schluss war es spitze“, überschlug sich Werner Nicklaß, einer der Besucher, vor Begeisterung. Er konnte seine Faszination kaum in Worte fassen. „Der Dirigent war für mich der absolute Star des Abends“, fügte er noch anerkennend hinzu.

Auch einen Ausflug in ferne Länder durfte das Publikum erleben. Mit dem ersten Lied ging es in die Tschechei, mit dem Lied „Un poquito“ ging es nach Südamerika und mit dem Lied „Superkalifragilistischexpialigorisch“ aus dem Film Mary Poppins ging es nach England.

Auch der erste und bekannteste Schlager aus den 50er Jahren, „Capri-Fischer“, wurde zum Besten gegeben. Mit den Liedern „Mein kleiner grüner Kaktus“, „Ich wollt´ ich wär ein Huhn“ und „Du passt so gut zu mir“ wurde die erste Boygroup aus Deutschland auf die Bühne gesungen. Aber auch die Band Queen und Ray Charles & the Raelettes mit „Hit The Road Jack“ wurden dargeboten.

Essgesang Der volle Saal durfte dann beim Thema „Essen“ mitwirken. In vier Teile aufgeteilt bekam jedes Viertel eine Sprechgesangaufgabe. In verschieden schnellen Sprechweisen gab es zuerst „Lauchsuppe“, dann „Sauerkraut-mit-Wurst“, anschließend „Suppengrün“ und den Abschluss machte die Gruppe mit dem Satz „Mir-ist-schlecht-ach“. Eine lustige Einlage, die den ganzen Saal zum Lachen und Toben brachte.

Eckart Sitzenfrei, Musiklehrer, fasst den Abend zusammen. „Super. Einfach super. Die Mischung macht´s, und die Atmosphäre hat heute gestimmt“, sprach der Kenner. „So sieht die Zukunft des Chorgesangs aus“, meint er abschließend hocherfreut.

23.04.2008
Die Begeisterung, mit denen die Akteure beim Niedernhaller Historical bei der Sache waren, ist an den Gesichtern abzulesen. (Foto: Wendelin Schmidt)

Spezielle Vogelart und ganz besondere Vögel 29.04.2006

Von Wendelin Schmidt

„Ist das eine spezielle Vogelart oder seid ihr ganz besondere Vögel?“, fragt der junge Mann namens Joe die Niedernhaller Sänger, nachdem sie das Lied vom Distelfinken gesungen haben. Beides könnte man gelten lassen, wenn man das Historical über Niedernhall gesehen hat.


Lustige Vögel würde es vielleicht noch besser treffen, denn was der Niedernhaller Gesangverein anlässlich der Jubiläumsfeierlichkeiten 650 Jahre Niedernhall mit dieser musikalischen Zeitreise durch die Geschichte des Städtchens auf die Bühne der Stadthalle gezaubert hat, ist für gut eineinhalb Stunden nicht nur ein Augen- und Ohrenschmaus. Das Historical ist trotz einiger ernsterr Episoden wie der Folgen der Pest insgesamt eher von der heiteren Seite.

Nach der Generalprobe am Donnerstagabend, die deshalb öffentlich abgehalten wurde, weil die drei geplanten Veranstaltungen gestern, heute und am Sonntagabend längst ausverkauft sind, war von Besuchern nur Lob und Anerkennung zu hören. Marianne Geissler aus Künzelsau etwa, selbst eine erfahrene Chorsängerin und Darstellerin bei den Künzelsauer Freilichtspielen in Schloss Stetten, war rundum angetan von dem, was es zu sehen und zu hören gegeben hatte.

Prächtige Kostüme, eine eingängige Musik, schöne Lieder, flotte Tänze, eine beeindruckende Choreografie und eine fröhliche Spiellaune - eine ganze Liste kam zusammen beim Anhören dessen, was Besucher an diesem Abend an Lob für die fast 70 Akteure auf und hinter der Bühne auf den Lippen hatten.

Vor etwa drei Jahren hatten die Sängerinnen Anke Zschörner, Katharina Kächele, Gaby Egner und Annette Kühner die Idee, zum Stadtjubiläum ein eigenes Musical aufzuführen. Aus der Idee wurde ein richtiges Gemeinschaftsunternehmen. Chorleiter Gottfried Stecker schrieb Lieder und Chöre und mixte eine Backgroundmusik am PC, die das Bühnengeschehen mal festlich rauschend, mal feinfühlig und leise untermalte.

Die Texte stammen ebenfalls von Mitgliedern des Gesangvereins, dessen jüngster Distelfinkenzweig namens Querbeet sich mit besonderer Begeisterung in das Unternehmen Musical stürzte. Und auch die Gesangssolisten, die Schauspieler, die Gaukler, Feuerspeiher und Jongleure konnten aus dem eigenen Reihen rekrutiert werden. Selbst Bürgermeister Emil Kalmbach ließ sich von der Begeisterung anstecken und sagte zu, eine kleine Rolle als Schultheiß zu übernehmen. Bei der Generalprobe musste er wegen Krankheit allerdings passen, für ihn sprang der GV-Vorsitzende Roland Kühnle ein. Und auch die meisten bunten historischen Kostüme hatten Vereinsmitglieder selbst geschneidert. „Die letzten sind noch am Donnerstag aus dem Stoff gekommen“, sagt Kühnle.

Zu erleben sind in dem Historical Bau (1363) und Einweihung der Stadtmauer, die Pest (1635), das erste Weinfest in der Abt Knittel-Kelter (1713), das Entstehen der Vereine (1847) und Niedernhall anno 2006. Verknüpft sind die Episoden durch das Liebespaar Joe und Gretchen, die sich am Ende, natürlich, kriegen und richtig küssen dürfen.

29.04.2006